Donnerstag, 23. November 2006

Killerspiele

Deutschland sucht. Wir suchen nach dem Superstar, den Popstars, den besten Tänzer von „you can Dance“ und den Sinn des Lebens. Vor allem aber suchen wir, den Schuldigen für einen Amoklauf. Und genau so wie es der Nikolaus mit den Geschenken macht, so machen es die Herren Politiker mit den der Schuld. Sie schieben es einfach irgendwem in die Schuhe. Ein Sündenbock ist auch schnell gefunden und schon kommen die ersten Stimmen aus dem Freistaat zu Wort. Edmund Stoiber ist fest davon überzeugt, dass nur „Killerspiele“ als Auslöser für einen Amoklauf in Frage kommen.
Und wie das so ist in eine Gesellschaft von Mitläufer, sobald der CDU Hund bellt, müssen die SPD Tölen gleich mit kläffen. Auf einmal stürzen sich alle auf die armen kleinen „Killerspiele“ und zerreißen sie in der Luft. Schön, dass ein so komplexer Sachverhalt einen so einfachen Grund haben kann. Ein Jugendlicher, welcher den letzten verzweifelnden Schritt zum Amoklauf mit anschließendem Suizid geht, kann ja von sonst nichts verleitet werden in einer Gesellschaft, in der es ihm doch so gut geht. Es gibt genug Arbeit für alle, die Ausbildungsplätze für Jugendliche sind von der Anzahl her perfekt auf die Nachfrage abgestimmt, die Eltern verdienen immer mehr und die Preise sinken stetig. Oder Moment, war das nicht genau andersrum?
Aber wenigstens hören wir im Fernsehen nur, wie gut es uns geht und wie friedlich die Welt doch ist. Kriege hat man Weltweit verboten, weil sie ja zuviel Gewalt mit sich bringen. Aber irgendwie stimmt auch das nicht ganz... Vielleicht sollte man die Medien verbieten? Schließlich wird ja hier auch viel Aggressionspotential freigesetzt.
Dann würde auch niemand mehr darüber berichten können, dass ausgerechnet derjenige am lautesten nach einem Verbot von „Ballerspielen“ schreit, einige Monate zuvor noch mit seinem ganzen Land die gnadenlose Jagd auf einen harmlosen Bären gefördert hat. Aber die Jagd wird denn schon so was harmloses wie „jagen“ verbieten wollen. Schließlich verletzt man ja keine Menschen.
Aber halt, das tun Computerspiele doch auch nicht. Schließlich wird ja nur auf Pixel geschossen. Und die haben weder einen eigenen Willen noch irgendwelche Empfindungen. Im Gegensatz zu „Bruno dem Problembären“.
Soll sich doch ruhig jeder seine Waffen und Bauanleitungen für Sprengstoff über das Internet besorgen, solange er damit nur auf Tiere los geht und keine virtuelle Spielwiese hat um den Umgang damit zu Üben.
Geübt wird auch bei der Politik. Und zwar wird hier geübt, den Sachverhalt schön in die falsche Richtung zu lenken. Das Verbot ist wohl weniger ein Verbot, sondern eher ein Geständnis. Das Eingeständnis dafür, dass, nicht unbedingt alles, aber doch vieles schief läuft. Aber es ist ja auch immer einfach anderen die Schuld zu geben statt gerade zu stehen und zu sagen: „Wir haben da ganzschön Scheiße gebaut!“ Oder wenigstens: „Wir werden den WAHREN Grund für diese Tat finden, auch wenn das bedeutet, dass wir mal etwas arbeiten müssen und nicht einfach jemanden an den Pranger stellen!“

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